Die Arche by Alastair Reynolds

Die Arche by Alastair Reynolds

Autor:Alastair Reynolds [Reynolds, Alastair]
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2010-09-06T22:40:58+00:00


Kapitel 21

Als sie die Atmosphäre verlassen hatten und die karneolrote Murmel vom äußersten Rand des Schiffsradars verschwunden war, nahm Khouri allen Mut zusammen und griff nach einem der schwarzen Würfel, die zurückgeblieben waren, als die Hauptmasse der Unterdrücker-Maschinerie zerfiel. Er fühlte sich erschreckend kalt an, und als sie ihn losließ, hafteten da, wo sie ihn berührt hatte, dünne Hautschichten wie zwei rosige Fingerabdrücke. Ihre Fingerkuppen waren nur noch rohes Fleisch. Sie dachte zunächst, die Haut würde an den glatten schwarzen Flächen kleben bleiben, doch nach wenigen Sekunden schälte sie sich von selbst ab und entschwebte in zarten durchsichtigen Flocken, die an abgefallene Insektenflügel erinnerten. Der kalte Würfel war wieder gnadenlos dunkel, als hätte sie ihn nie berührt. Aber sie bemerkte, dass er schrumpfte. Die Kontraktion kam so unerwartet, dass ihr Bewusstsein sie als Rückzug in unglaubliche Entfernungen interpretierte. Auch die anderen Würfel verringerten ihre Größe mit jeder Sekunde um die Hälfte.

Eine Minute später schwebte nur noch ein dünner Nebel aus grau-schwarzer Asche in der Kabine und sammelte sich sogar in ihren Augenwinkeln, als hätte ihr jemand Schlafpulver ins Gesicht gestäubt. Jetzt fiel ihr wieder ein, dass die Würfel in ihren Kopf eingedrungen waren, bevor die Murmel sie gerettet hatte.

»Nun hast du deine Demonstration bekommen«, sagte sie zu Thorn. »Du wolltest ein Zeichen setzen, aber war es das wert?«

»Ich musste es wissen. Und ich konnte nicht vorhersehen, was passieren würde.«

Khouri rieb sich die Hände, die von der Kälte taub waren. Es tat gut, sich wieder frei bewegen zu können, ohne durch das Beschleunigungsnetz gefesselt zu sein. Thorn entschuldigte sich für sein Verhalten, doch es klang halbherzig. Und Khouri musste zugeben, dass sie ihm niemals die Wahrheit gesagt hätte, hätte er nicht zu so extremen Mitteln gegriffen.

»Was ist denn eigentlich geschehen?«, fragte er.

»Ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht alles. Wir haben eine Reaktion provoziert, und ich bin ziemlich sicher, dass wir dafür von diesen Maschinen getötet oder zumindest verschlungen werden sollten.

»Ich weiß. Mir kam es auch vor.«

Sie sahen sich an. Die kurze Phase, in der sie beide im Datensammelnetz der Unterdrücker vereint gewesen waren, hatte eine Vertrautheit entstehen lassen, wie sie es niemals erwartet hätten. Zwar hatten sie bis auf die Angst nicht viel voneinander mitbekommen, aber Thorn hatte immerhin gespürt, dass sie sich nicht weniger fürchtete als er, und dass der Unterdrücker-Angriff nicht nur seinetwegen inszeniert worden war. Aber war da nicht noch mehr gewesen als Angst? Hatte sich nicht jeder um den anderen gesorgt? Jedenfalls war fast so etwas wie Bedauern aufgekommen, als das dritte Bewusstsein sich einmischte.

»Thorn… hast du dieses Bewusstsein auch gespürt?«, fragte Khouri.

»Ich habe etwas gespürt. Etwas, das anders war als du und anders als die Maschinen.«

»Ich weiß, was es war«, sagte sie. Die Zeit der Lügen und der Ausflüchte war vorbei, Thorn musste die Wahrheit erfahren, so weit sie selbst sie erfassen konnte. »Jedenfalls glaube ich, dass ich es erkannt habe. Es war Sylvestes Bewusstsein.«

»Dan Sylveste?«, fragte er vorsichtig.

»Ich kannte ihn, Thorn. Nicht sehr gut und nicht sehr lange, aber doch gut genug, um zu wissen, dass er es war.



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